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14.12.2025 | Spielbericht: Männer I

HaSpo-Rumpfteam erkämpft Punkt beim Gipfeltreffen

HaSpo-Rumpfteam erkämpft Punkt beim Gipfeltreffen

HaSpo Bayreuth geht in der Handball-Regionalliga Bayern der Männer als Tabellenführer ins neue Jahr. Diesen vor der Saison kaum für möglich gehaltenen Status verdiente sich der Vizemeister der Vorsaison mit einer außergewöhnlichen Leistung zum Jahresabschluss: Beim eigentlichen Titelfavoriten SG Regensburg, der zuvor acht Spiele in Folge mit einer durchschnittlichen Tordifferenz von 12,4 dominiert hatte, erzwangen die Bayreuther mit einem scheinbar aussichtslos geschwächten Aufgebot eine Punkteteilung mit 28:28 (14:14). Der gemeinsame Jubel mit den rund 50 Bayreuther Schlachtenbummlern war besonders ausgelassen und die gut gefüllte Halle ansonsten besonders ruhig, weil die Entscheidung auch noch maximal dramatisch zustande gekommen war: Den Ausgleich erzwang ein Siebenmeter von Johannes Ruoff nach Ablauf der Spielzeit.

„Vielleicht war die Rolle des klaren Außenseiters ein Vorteil für uns“, versuchte HaSpo-Trainer Mathias Bracher die „Topleistung“ seiner Mannschaft zu erklären. „Unter diesem Vorzeichen wird alles, was gelingt, zu einem Erfolgserlebnis, das einen stärkt – und was nicht gelingt, fühlt sich nicht so schlimm an.“ So habe man sich gegenseitig zu einem gemeinsamen „großen Fight“ gesteigert: „Selbst als wir mal drei Tore hinten lagen, war immer jemand da, der uns wieder herangeführt hat. Im richtigen Moment waren auch die Torwartleistungen überragend – es hat einfach viel funktioniert.“

Ein Sonderlob des Trainers verdienten sich dabei nicht zum ersten Mal die Nachwuchsspieler: „Die machen das schon wirklich großartig.“ Benjamin Müller kam zwar gar nicht zum Einsatz, weil er nur Linksaußen Sven Goeritz ersetzen konnte, dieser jedoch vor allem wegen seiner speziellen Rolle als weit vorgezogener zentraler Abwehrspieler praktisch unverzichtbar war, aber unter den nur noch acht übrigen Feldspielern hatten Tim Lorenz, Timo Böker und Benedict Fröhlich im Rückraum entscheidende Bedeutung. Nur der Mitwirkung des krankheitsgeschwächten Ruoff war es zu verdanken, dass es in diesem Mannschaftsteil überhaupt eine Wechselmöglichkeit gab.

Das Problem der dünnen Personaldecke wurde schon nach elf Minuten deutlich, als Fröhlich bereits die zweite Zeitstrafe erhielt. Er war dabei der Hauptleidtragende davon, dass die jungen Schiedsrichter anscheinend mit frühen Strafen für beide Teams den Eindruck von Autorität vermitteln wollten. Erwartungsgemäß konnten sie diese Linie aber nicht durchhalten (trotz 16:14 Minuten und je einer Roten Karte), wirkten zunehmend überfordert, fällten mitunter sogar absurde Entscheidungen wie eine Zeitstrafe für Ruoff wegen der Ablenkung eines gegnerischen Passes, angeblich im eigenen Kreis (22.), und brachten damit viel Unmut auf beiden Seiten in eine hart, aber nie unfair geführte Partie.

Fröhlich war somit frühzeitig nur noch eingeschränkt in der Abwehr verfügbar, meist als relativ wenig geforderter Linksaußen. Als dann auch noch die erste Pause für Ruoff nötig war, erschien plötzlich der etatmäßige Kreisläufer Fabio Nicola im rechten Rückraum (16.). In der 35. Minute kam der Kapitän sogar noch einmal eigens für die Aufgabe eines Distanzwerfers aufs Feld, als bei abgelaufenem Zeitspiel ein Freiwurf ausgeführt werden musste – einfach, weil er ein paar Zentimeter größer ist als alle Rückraumspieler. Wenig überraschend wurde sein Versuch geblockt – da schien klar: So geht es einfach nicht!

Folglich feierten die HaSpo-Anhänger einfach jede Minute, in der ihr Team den vermeintlich unumgänglichen Zusammenbruch hinaus zögerte. Trotz des enormen Drucks aus dem Regensburger Rückraum um den besonders schnellen und zweikampfstarken Spielmacher Bastian Simbeck (zehn Tore) gelang das in der ersten Halbzeit sehr beständig. Nie führte eine Mannschaft mit mehr als einem Tor. Bis zum 6:5 legte HaSpo vor und dann noch einmal mit 11:10, ansonsten die Gastgeber.

Größer wurden die Hoffnungen auf eine ernsthafte Außenseiterchance aber noch nach der Pause, als HaSpo die beiden höchsten Rückstände von 16:19 (39.) und 21:24 (47.) sofort mit jeweils drei Toren in Folge wieder auszugleichen konnte. Neben der offenbar unerschütterlichen Moral beeindruckten dabei zunehmend die couragierten Durchbrüche der Rückraumspieler durch die physisch klar überlegene Regensburger Deckung. Fröhlich tat sich dabei unter anderem mit den wichtigen Toren zum 18:19, 24:24 und 25:26 besonders hervor.

„Der Trainer hatte mir vorher gesagt, dass bei dem kleinen Kader viel Verantwortung auf mich zukommen würde“, erklärte er nach dem Spiel. Wie wohl alle Teamkollegen habe er „nach 50 Minuten schon gemerkt, dass es knapp wird mit der Luft“: „Aber ich habe es trotzdem durchgezogen, weil ich unbedingt zumindest diesen Punkt wollte. Den haben wir uns mit einer tollen Mannschaftsleistung verdient gegen einen Gegner, der ja wirklich nicht schlecht gespielt hat. Ich freue mich, dass wir zeigen konnten, was wir können – und was für tolle Jugendarbeit bei uns geleistet wird.“ Besonderheit am Rande: Fröhlich war bei der Vorbereitung auf das Spiel gar nicht in Bayreuth. Beruflich bedingt hatte er die ganze Woche in München verbracht – und beim Ligarivalen TSV Allach mittrainiert.

Die letzte Aktion blieb aber doch einem Routinier vorbehalten: Den letzten Angriff nach einer Auszeit von Bracher 31 Sekunden vor dem Ende schloss Ruoff mit einem Durchbruch ab, der nur auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen war – und verwandelte den Strafwurf nach dem Ablauf der Uhr selbst. „Ich hatte ein gutes Gefühl, nachdem ich schon vorher alle vier Siebenmeter getroffen hatte“, erklärte er seinen souveränen Umgang mit der Drucksituation. „Dieses Spiel war eine unglaubliche Erfahrung, eine Superleistung von allen, gerade auch von den Jungen. Das hätte auch gegolten, wenn es nicht zum Punktgewinn gereicht hätte. Wir haben einen weiteren Schritt gemacht, um in solchen Spielen bestehen zu können – egal, gegen wen!“ Beim Feiern wollte er sich aber etwas zurückhalten: „Ich bin kaputt und will nur noch ins Bett.“

HaSpo Bayreuth: Hennig, Braun – Lorenz (3), Nicola (4), Fröhlich (8), Böker (2), Ruoff (8/5), Berthold, Müller, Rodenkirchen (1), Goeritz (2).

P.S.: Ausnahmsweise sei in diesem Fall eine persönliche Bemerkung des Autors erlaubt: Von den hoch bezahlten Bayreuther Mannschaften in anderen Sportarten hat in dieser Saison noch keine eine Leistung von vergleichbarem Stellenwert geboten.