Nur zwei Spiele stehen an diesem Wochenende in der Handball-Regionalliga Bayern der Männer auf dem Programm. Eines davon ist dafür aber das ultimative Spitzenspiel: Wenn HaSpo Bayreuth am Samstag um 18 Uhr bei HT München zu Gast ist, treffen die beiden einzigen Mannschaften aufeinander, die noch keinen Verlustpunkt auf dem Konto haben.
Die Spielgemeinschaft aus dem Hachinger Tal (\"HT\") wurde zu Saisonbeginn schon zum engen Kreis der Titelanwärter gezählt, obwohl es auch ein paar Gegenargumente gab. Immerhin hatte der Meister des Jahres 2023 nach seinem nur einjährigen Drittliga-Gastspiel die vergangene Saison nach einer mäßigen Rückrunde mit nur drei Siegen als Tabellenvierter mit großem Abstand zur Spitze abgeschlossen (28:20 Punkte). Im Sommer gab es dann zum Ausgleich für drei Abgänge auch nur einen externen Neuzugang, und zwar den in Rückraum und Abwehr vielseitig einsetzbaren 26-jährigen Jonas Becker vom Süd-Oberligisten Dietmannsried/Altusried. Allerdings wird auch Rückraumspieler Yannick Engelmann wie ein Neuzugang betrachtet (ähnlich wie der langzeitverletzte Stefan Wopperer bei HaSpo), nachdem er wegen eines Kreuzbandrisses in der gesamten vergangenen Spielzeit ausgefallen war.
Ansonsten vertrauen die Oberbayern hauptsächlich ihrem starken Nachwuchs, der aktuell in der Bundesliga der B-Jugend und der 2. Bundesliga Süd der A-Jugend vertreten ist. Sogar zwei Vertreter des Jahrgangs 2008 wurden in den Kader aufgenommen, sollen aber hauptsächlich bei den A-Junioren spielen, die derzeit mit 10:0 Punkten an der Spitze ihrer Zweitliga-Gruppe liegen. Mit Blick auf das im Schnitt recht junge Aufgebot wollte sich HT-Trainer Johannes Borschel vor dem Saisonstart nicht auf eine Kampfansage an die Konkurrenz im Rennen um die Meisterschaft festlegen, sondern formulierte als Ziel, \"im oberen Drittel mitzuspielen\".
Die Zurückhaltung schien berechtigt, als die ersten Siege gegen die schwächer eingeschätzten TSV Lohr (31:25), TSV Haunstetten (33:25), TSV Ismaning (33:26) und TSV Rothenburg (28:25) zwar ungefährdet waren, aber doch nicht durchgehend glanzvoll. Umso eindrucksvoller war dann jedoch zuletzt der 36:31-Erfolg gegen den namhaft verstärkten Ex-Drittligisten TG Landshut. Borschel sprach von \"der besten Leistung im ganzen Kalenderjahr\", nachdem sein Team nach einem 6:1-Lauf zu Beginn der zweiten Halbzeit zum 21:15 (38.) den Gegner sicher beherrscht hatte. Dabei ließ sich der Trainer auch von der Begeisterung in der ausverkauften Halle anstecken: \"Das war wichtig für unsere Entwicklung und unser Selbstvertrauen. Jetzt sind wir richtig heiß auf Bayreuth!\"
Auf der Gegenseite will sich auch HaSpo-Trainer Mathias Bracher nicht davon blenden lassen, dass seine Mannschaft den Münchnern in der Tordifferenz um 20 Treffer voraus ist: \"Ich fand ihre Ergebnisse bisher sehr solide. Auch fünf bis sieben Tore sind ein Riesenunterschied zum Gegner. Und Landshut haben sie zuletzt richtig dominiert.\" Dass der HT-Kader im Sommer kaum verstärkt wurde, erweise sich somit offenbar nicht als Nachteil: \"Dafür bringen sie eine sehr gut eingespielte Mannschaft an den Start. Bei Landshut sieht man ja, dass zu viele Verstärkungen manchmal gar nicht so toll sind.\"
Den Gegner beschreibt Bracher als \"jung, schnell, beweglich\": \"Sie sind mit einer sehr offensiven Abwehr auf Ballgewinne und Gegenstöße aus.\" Eine Schlüsselrolle spielen dabei \"zwei superschnelle Außen\", die auch gegen Landshut fast die Hälfte aller Tore erzielt haben: Quentin Rodriguez (11/3) auf der linken Seite und Finn-Bjarne Junior (6) auf der rechten. \"Sie laufen extrem früh los\", erklärt der HaSpo-Coach. \"Einer deckt zudem auf der Halbposition und startet dadurch auch schon relativ weit vorne.\"
Die Hauptaufgabe für sein eigenes Team sieht Bracher folglich im Angriff: \"Wir müssen technische Fehler vermeiden und dumme Würfe, die direkt in den Händen des Torwarts landen. Dafür brauchen wir gegen die offensive Deckung viel Bewegung und die richtigen Entscheidungen.\" Wenn das gelingt, sei er durchaus zuversichtlich: \"Unsere Abwehr präsentiert sich bisher so bärenstark, dass sie auch diesen Gegner in den Griff bekommen kann - auch wenn er sicher eine Klasse besser ist als andere, gegen die wir schon gespielt haben.\"
Zumindest vorsichtig optimistisch zeigt sich der HaSpo-Coach auch bei der Frage, ob das vergangene spielfreie Wochenende tatsächlich helfen konnte, einige der vielen Blessuren in seinem Kader zu kurieren: \"Das Training war zuletzt gar nicht so schlecht, aber für das Spiel habe ich schon noch ein paar Zweifel.\"